Martine Letterie

Enkeltochter eines niederländischen Widerstandskämpfers

Martines Großvater war überzeugter Pazifist. Martine und ihr Vater Frank, der in der Nachkriegszeit den Wehrdienst verweigerte, teilen diese Einstellung.
In ihrem Arbeitszimmer entwickelt Martine die Themen ihrer Bücher und recherchiert zu den historischen Hintergründen.
Martine vermittelt in Workshops anhand des Schicksals von Kindern und Jugendlichen Wissen über den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besetzung der Niederlande.
Martine vermittelt in Workshops, anhand des Schicksals von Kindern und Jugendlichen, ihr Wissen über den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besetzung der Niederlande.
Martine ist Präsidentin der Amicale International KZ Neuengamme, dem Zusammenschluss von Vereinen von Überlebenden des KZ Neuengamme und Nachkomm*innen aus vielen Ländern.

Martine Letterie, geb. 1958, lebt im niederländischen Gelderland. Die ehemalige Lehrerin hat weit über 100 Bücher verfasst. In vielen ihrer Bücher, aber auch in Lesungen und Workshops erklärt sie jungen Menschen auf sensible Art die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich als Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme.

Martine ist nach ihrem Großvater, dem niederländischen Gewerkschafter Martinus Letterie, geb. 1908, benannt. Er nahm während des Zweiten Weltkriegs Geflüchtete auf, verteilte Flugblätter gegen die Nationalsozialist*innen und beteiligte sich an Streiks. Im Jahr 1941 nahm ihn die niederländische Polizei im Auftrag der deutschen Besatzer fest. Über das Durchgangslager Amersfoort wurde er in das KZ Neuengamme deportiert, wo er 1942 verstarb.

Historischer Hintergrund

Die Niederlande unter deutscher Besatzung

Die Niederlande wurden im Mai 1940 von der Wehrmacht besetzt. Die deutsche Besatzungsmacht hegte dabei die Hoffnung, die niederländische Bevölkerung würde sich deutschfreundlich verhalten. Nach Verhaftungen von Jüdinnen*Juden kam es im Jahr 1941 jedoch zu einem Solidaritätsstreik, der niedergeschlagen wurde. Ab 1942 nahm die Verschleppung von Niederländer*innen zu Zwangsarbeiten nach Deutschland massiv zu. Auf den sich verstärkenden Widerstand reagierte das Besatzungsregime mit brutalen Vergeltungsmaßnahmen. Einige Niederländer*innen und Behörden kollaborierten aber auch und ermöglichten so etwa die Erfassung und Deportation von Jüdinnen*Juden. Insgesamt fielen ca. 102.000 Jüdinnen*Juden aus den Niederlanden dem Holocaust zum Opfer. Am 5. Mai 1945 wurden die Niederlande befreit.

Erinnerungskultur in den Niederlanden

Bis in die 1960er Jahre wurden in der niederländischen Erinnerungskultur der eigenen Kollaboration mit dem deutschen Besatzungsregime und der jüdischen Opfer kaum bedacht. Der Fokus lag vielmehr auf dem Leiden und dem Widerstand der nichtjüdischen Bevölkerung unter der deutschen Besatzung. Ab den 1970er Jahren setzte ein Erinnerungswandel ein. Die Kollaboration von Niederländer*innen, jüdische Verfolgte und weitere Opfergruppen gerieten zunehmend ins Blickfeld. Ehemalige Orte der politischen und rassistischen Verfolgung sind seither in großer Zahl zu Gedenkorten umgewandelt worden. Der 4. Mai ist zudem seit Kriegsende dem Gedenken an die Toten gewidmet. An ihm finden im ganzen Land zwei Schweigeminuten statt. Der 5. Mai, der Tag der Befreiung, ist schließlich seit 1990 ein nationaler Feiertag.

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