Miteinander sprechen

In diesem Teil der Webseite erfährst Du, warum sich Menschen mit unterschiedlichen familiären Bezügen über ihre Familiengeschichten während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs austauschen. Du findest heraus, wie Du in solchen Gesprächen andere Menschen, aber auch Dich selbst und die Gesellschaft um Dich herum, auf eine besondere Weise kennenlernen kannst. Du erhältst außerdem vier Tipps, mit denen Dir ein gutes Gespräch über die eigenen familiären Bezüge zum Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg gelingen kann.

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Was sagen unsere Gesprächspartner*innen?

Wir haben Menschen mit unterschiedlichen Familienbiografien zu ihren Erfahrungen mit Gesprächen über eigene familiäre Bezüge zum Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg befragt. Ihre Aussagen haben wir nach Themen geordnet.

Warum ist es wichtig, über Familiengeschichte zu sprechen?

Unsere Gesprächspartner*innen finden unterschiedliche Dinge an Gesprächen über Familiengeschichte wichtig. Manchen gefällt an solchen Gesprächen, was sie für sich selbst und die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte mitnehmen. Andere finden es spannend, Neues über andere Menschen zu erfahren. Wieder andere betonen, dass es für das gesellschaftliche Zusammenleben gut ist, wenn über die eigenen Bezüge zur Vergangenheit und Gegenwart gesprochen wird.

Friederike erzählt, ...

warum in der Schule zu wenig über die Täter*innen im Nationalsozialismus gesprochen wird und warum man sich mit Täter*innen in der eigenen Familie auseinandersetzen sollte.

Michael erzählt, ...

welche Möglichkeiten Menschen haben, die eigene Geschichte mit anderen zu teilen und warum es schön ist, sich mit anderen darüber auszutauschen.

Katinka erzählt, ...

warum sie es wichtig findet, dass im Schulunterricht zum Thema Nationalsozialismus auch über Familiengeschichten gesprochen wird.

Julia erzählt, ...

dass sie Menschen zum Nachdenken darüber anregen möchte, dass jeder Mensch sich immer wieder dafür entscheidet, gut oder schlecht zu handeln.

Sumit erzählt, ...

welche Erfahrungen sie vor und nach dem Seminar von „#WaswillstDutun?“ damit gemacht hat, sich mit anderen über Familiengeschichte auszutauschen.

Katinka erzählt, ...

warum sie es wichtig findet, über Täterschaft in der eigenen Familie zu sprechen.

Santiago erzählt, ...

warum der Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichen Familiengeschichten dabei helfen kann, Vorurteile abzubauen und zu verstehen, wie Diktaturen funktionieren.

Jennifer erzählt, ...

wie Kenntnisse über die eigene Familiengeschichte dabei helfen können, die Familie und bestimmte Verhaltensmuster besser zu verstehen und das eigene Selbstvertrauen zu stärken.

Gyde erzählt, ...

welchen großen Einfluss die Vergangenheit auf die Gegenwart hat und warum die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte befreiend sein kann.

Santiago erzählt, ...

was Menschen aus der Geschichte seines Urgroßonkels und anderer Verfolgter lernen können.

Montse erzählt, ...

wie sie ein Plakat für ihren Großvater gestaltete und dadurch andere Nachkomm*innen von Verfolgten kennenlernte.

Victoria erzählt, ...

dass sie Brücken bauen möchte zwischen Menschen mit unterschiedlichen Familiengeschichten.

Was braucht man für ein gutes Gespräch über Familiengeschichte?

Manche unserer Gesprächpartner*innen haben sich Gedanken darüber gemacht, was man braucht, damit ein Gespräch über Familiengeschichte funktioniert. Sie heben unterschiedliche Punkte hervor.

Michael erzählt, ...

was für einen guten Austausch mit anderen Menschen wichtig ist.

Martine erzählt, ...

wie sie ihren späteren Ehemann kennenlernte, der eine ganz andere Familiengeschichte hat als sie selbst, und der mit der Täterschaft seines Vaters von Anfang an sehr offen umging.

Michael erzählt, ...

was dabei helfen kann, mit anderen Menschen ein Gespräch über Familiengeschichte zu beginnen.

Was kann einem guten Gespräch über Familiengeschichte im Weg stehen?

Manche unserer Gesprächspartner*innen äußern Vermutungen, warum Gespräche über Familiengeschichte gar nicht erst begonnen werden. Sie stellen sich dabei vor allem die Frage, welche Gefühle einem solchen Austausch im Weg stehen können.

Viviane erzählt, ...

warum es Familien von Täter*innen oft schwerfällt, mit anderen über ihre Geschichte zu sprechen.

Friederike erzählt, ...

warum viele Familien von Täter*innen bis heute über ihre Familiengeschichte schweigen und wie sie die Gespräche mit anderen in einem Seminar von „#WaswillstDutun?“ erlebt hat.

Katinka erzählt, ...

was sie dazu bewogen hat, sich mehr mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen und warum ihr das schwerfiel.

Vier Tipps für Gespräche über Familiengeschichte

Im Folgenden findest Du vier Tipps, die Dir helfen, selbst ein Gespräch mit z.B. Freund*innen, Kolleg*innen oder Kommiliton*innen zu führen.

Tipp 1: Vor dem Gespräch?

Suche Dir Teilnehmer*innen für das Gespräch.

Tauscht Euch zunächst darüber aus, was die Ziele Eures Gespräches sein sollen. So vermeidet Ihr später Enttäuschungen. Jede*r überlegt für sich, was er*sie über sich selbst und die eigene Familiengeschichte erzählen möchte.

Wichtig: Ein Gespräch über Familiengeschichte ist etwas Besonderes. Einigt Euch darauf, wie Ihr miteinander umgehen wollt. Die Umgangsformen sichern die Gleichberechtigung aller Gesprächspartner*innen, helfen Euch, auf Kurs zu bleiben und schützen vor Verletzungen.

Hier drei Beispiele für bewährte Regeln:

1. Verschwiegenheit: Niemand sollte nach dem Gespräch Details über Gesprächsteilnehmer*innen oder deren Geschichte weitererzählen. Angaben über den Verlauf oder den Inhalt sind in Ordnung, solange keine Rückschlüsse auf Beteiligte gezogen werden können.

2. Ausreden lassen: Unterbrecht Euch nicht gegenseitig. Am besten legt Ihr vor dem Gespräch fest, wie lange jede Person an einem Stück reden darf.

3. Grenzen akzeptieren: Respektiert, wenn Euer Gegenüber manche Fragen nicht beantworten oder über bestimmte Themen nicht reden möchte.

Achtet gemeinsam auf die Einhaltung der Umgangsformen. Es ist gut, wenn sich eine Person darauf konzentriert, dass diese eingehalten werden und sich selbst im Gespräch etwas zurücknimmt.

Tipp 2: Zuhören

Kennst Du die Geschichte von der kleinen Momo aus dem gleichnamigen Roman von Michael Ende? Weil sie so gut zuhören konnte, erzählten ihr viele Menschen ihre Sorgen und Gedanken. Gut zuzuhören bedeutet, Deine ganze Aufmerksamkeit auf die Person, die erzählt, zu richten und dabei alles, was Dich ablenken könnte, zu vermeiden. Kein Handy, kein Lärm von draußen. Aufmerksames Zuhören gelingt Dir besser, wenn Du währenddessen beispielsweise nicht darüber nachdenkst, was Du im Anschluss erzählen möchtest.

Expert*innentipp

Versuche, das, was Du hörst, nicht sofort zu beurteilen. Du kannst nachfragen, wenn Du etwas nicht verstehst oder Dich etwas irritiert. Alle Teilnehmenden haben ein Recht auf ihre Sicht auf ihre Familiengeschichte. Das gilt allerdings nicht, wenn z. B. Menschen verletzt, die Verbrechen der Nationalsozialist*innen geleugnet oder rassistische Bemerkungen gemacht werden.

Tipp 3: Offenheit

Michael findet Offenheit und Ehrlichkeit im Gespräch über Familiengeschichte wichtig. Das bedeutet auch, dass alle am Gespräch Beteiligten bereit sein sollten, nicht nur über schöne Seiten ihrer Familiengeschichte zu sprechen. Innerhalb selbst gesetzter Grenzen solltet Ihr auch Negatives ansprechen.

Michael erzählt, ...

was für einen guten Austausch mit anderen Menschen wichtig ist.

Viviane erzählt, ...

warum es Familien von Täter*innen oft schwerfällt, mit anderen über ihre Geschichte zu sprechen.

Tipp 4: Umgang mit Gefühlen

Vielleicht geht es Dir bei Deiner Suche nach Gesprächspartner*innen wie Viviane. Sie erzählt, dass Menschen, die zur deutschen Mehrheitsgesellschaft gehören, eher kein Gespräch über ihre familiären Bezüge zum Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg führen wollen. Möglicherweise finden sie es schwierig, sich mit dem Handeln ihrer Familie in dieser Zeit auseinanderzusetzen. In solchen Situationen kann es hilfreich sein, wenn sich alle bewusst machen, dass es im Gespräch nicht darum geht, die Schuld für das Handeln der eigenen Verwandten zu übernehmen.

Der berühmte Holocaust-Überlebende Elie Wiesel hat gesagt: „Die Kinder von Mördern sind nicht Mörder, sondern Kinder.“ Aber nicht nur Menschen mit Verwandten, die an Verbrechen beteiligt waren oder die die nationalsozialistische Politik unterstützt haben, bringen in Gesprächen über Familiengeschichte Gefühle mit. Für Nachkomm*innen von Verfolgten können z.B. Trauer und Wut eine Rolle spielen. Auch Menschen ohne direkten Bezug zu einer dieser beiden Gruppen haben familiäre Bezüge zu dieser Zeit, mit denen sie sich emotional auseinandersetzen.

Hier kannst Du Dir ansehen, mit welchen Gefühlen unsere Gesprächspartner*innen Erfahrungen gemacht haben und wie sie mit diesen umgehen.

Jonas erzählt, ...

wie nervös und aufgeregt er war, als er das erste Mal öffentlich über seine Familiengeschichte sprach. Auf einem Podium tauschte er sich mit Viviane und Santiago aus, deren Verwandte im Nationalsozialismus verfolgt wurden.

Jörg erzählt, ...

dass es gedauert hat, bis er emotional dazu bereit war, öffentlich über seine Familiengeschichte zu sprechen.

Gyde erzählt, ...

dass es ihr am Anfang schwerfiel über ihre Familiengeschichte zu sprechen, weil sie Angst hatte, für das Handeln ihrer Verwandten verurteilt zu werden.