Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland. In Europa endete damit der Zweite Weltkrieg. Das nationalsozialistische Regime wurde zerschlagen. Doch die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs hinterließen Spuren, die bis in die Gegenwart reichen.
Alles vorbei?
In diesem Teil der Webseite bekommst Du einen Einblick, wie Nachkomm*innen von Verfolgten und Menschen mit anderen Familiengeschichten die Zeit nach 1945 erlebt haben und erleben. Unsere Gesprächspartner*innen erzählen zum Beispiel von Lehrer*innen, die vom Nationalsozialismus überzeugt gewesen waren und die nach Kriegsende plötzlich demokratische Werte in deutschen Schulen vermitteln sollten. Sie berichten von Trauer, Sprachlosigkeit und finanziellen Nöten, weil Schwestern, Väter, Großväter oder andere Verwandte nicht aus den Konzentrationslagern zurückgekehrt waren. Auch sprechen sie über Diskriminierung, Ausgrenzung und Vorurteile bis in die Gegenwart. Einige schildern Erlebnisse, die weitererzählt wurden und Generationen geprägt haben. Andere erzählen vom Schweigen in den Familien.
Auswirkungen der Verfolgung
Die Überlebenden von Konzentrationslagern, Ghettos, Zwangsarbeitslagern oder anderen Haftstätten und Formen nationalsozialistischer Gewalt waren körperlich und seelisch gezeichnet. Für die Verwandten all jener, die nicht zurückkehrten, begann eine Periode des Hoffens und des Bangens um das Schicksal ihrer Angehörigen. Viele mussten damit umgehen, dass ihre Verwandten ermordet worden waren.
Franciska erzählt ...
von der Auswanderung ihres Urgroßvaters nach Brasilien.
Daniel erzählt ...
von den gesundheitlichen Schäden, die seine Mutter aus der Haftzeit davongetragen hat.
Eva erzählt, ...
wie sehr ihre Mutter unter der Ermordung von Evas Schwestern litt und wie sie versuchte, ihrer Mutter zu helfen.
Jörg erzählt, ...
wie sein Vater nach der Befreiung viele Jahre unter Depressionen und seinen Erlebnissen im Konzentrationslager litt.
Martine erzählt, ...
wie sich ihr Blick auf die Verfolgungsgeschichte ihres Großvaters verändert hat und wie sehr ihre Großmutter und ihr Vater unter seinem Tod gelitten haben.
Für Verfolgtenfamilien war es oft besonders schwer, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen, etwa weil der Hauptverdiener nicht zurückgekehrt war oder nicht mehr voll erwerbstätig sein konnte. Es bildeten sich Selbsthilfeorganisationen. Gleichzeitig begann ein Kampf um Anerkennung der Verfolgung, um finanzielle Entschädigung und ein würdiges Gedenken sowie die Bestrafung der Täter*innen.
Daniel erzählt, ...
wie lange es gedauert hat, in der BRD und im wiedervereinigten Deutschland eine würdige Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus aufzubauen.
Magda erzählt ...
vom langen Weg dahin, zu beweisen, dass ihr Großvater in einem Konzentrationslager inhaftiert war.
Aleksandar erzählt ...
von den Schwierigkeiten, vor denen seine Familie nach dem Tod seines Großvaters stand.
Eva erzählt ...
von Ungerechtigkeiten bei der Anerkennung von Verfolgten in der DDR und von dem vergeblichen Versuch, ihre Großmutter als Widerstandskämpferin anerkennen zu lassen.
Montse erklärt, ...
warum auch die Familien der Verfolgten Leidtragende waren.
Die Verfolgung oder Ermordung von Angehörigen wirkte sich nachhaltig auf das Leben der betroffenen Familien aus. Kinder, Enkel- und auch Urenkelkinder von Überlebenden waren und sind auf unterschiedliche Art und Weise mit den Nachwirkungen der Verfolgungszeit ihrer Vorfahr*innen konfrontiert. Die Verfolgung oder Ermordung von Familienmitgliedern hat auch bei denjenigen Spuren hinterlassen, die ihre Angehörigen nicht oder nicht mehr kennen lernen konnten.
Viviane erzählt, ...
wie sie die Verfolgung ihrer Großeltern geprägt hat.
Viviane erzählt, ...
welche Rolle das Judentum in ihrem Leben spielt.
Daniel erzählt, ...
welche Auswirkungen die Verfolgung seiner Eltern auf das Familienleben hatte.
Julia erzählt ...
von den Auswirkungen der Ermordung ihres Großvaters auf die Familie und ihrem Versuch, das lange Schweigen zu brechen.
Eva erzählt, ...
welche Auswirkungen die Verfolgung und Ermordung ihrer Verwandten auf ihr Leben hatte.
Jörg erzählt, ...
dass die Verfolgung seines Vaters in der Familie zu depressiven Erkrankungen geführt hat.
Martine erzählt, ...
wie ihre Familie damit umgeht, dass Martines Großvater in einem Konzentrationslager starb und der Vater ihres Ehemannes ein niederländischer SS-Freiwilliger war.
Jennifer erzählt, ...
wie sie nach dem Tod ihrer Großmutter den Kontakt zur befreundeten Familie eines niederländischen Überlebenden verlor und wie sie versuchte, die Familie ausfindig zu machen.
Marc erzählt, ...
wie er nach einer Reihe von Schicksalsschlägen realisierte, wie ihn die Deportation seines Großvaters geprägt hat.
Victoria erzählt ...
vom Umgang ihrer Verwandten mütterlicherseits mit der familiären Verfolgungsgeschichte.
Was passierte nach 1945 in Deutschland mit den Täter*innen?
Viele an den deutschen Verbrechen Beteiligte entzogen sich nach Kriegsende einer Bestrafung. Sie flohen ins Ausland, begannen unter falschem Namen ein neues Leben oder begingen Suizid. Bis heute mussten sich nur wenige Täter*innen vor Gericht verantworten. Von diesen wurde wiederum nur ein kleiner Teil verurteilt.
Menschen, die aktiv an der nationalsozialistischen Politik beteiligt gewesen waren, wie Richter*innen, Ärzt*innen und Lehrer*innen, wurden nur vorübergehend aus ihren Ämtern entlassen. In „Entnazifizierungsverfahren“ mussten sie, wie viele andere Deutsche, Fragebögen ausfüllen und Leumundszeugnisse einreichen. Für die meisten endeten diese Verfahren mit der Einstufung als „entlastet“ und der Rückkehr in ihre alten Positionen.
Dagegen galten ehemals politisch Verfolgte, darunter Sozialist*innen, Kommunist*innen oder Widerstandskämpfer*innen, in der BRD bis in die 1970er Jahre als „Vaterlandsverräter“.
Daniel erzählt, ...
wie es war, in der Nachkriegszeit als Kind von Eltern aufzuwachsen, die Widerstand geleistet hatten.
Eva erzählt, ...
wie weit verbreitet Antisemitismus in der DDR war.
Gesellschaftliche Entwicklungen in anderen Ländern nach 1945
Auch ehemalige Verfolgte, die in andere Länder zurückkehrten, waren dort mit Schwierigkeiten konfrontiert. In allen ehemals besetzten oder mit Deutschland verbündeten Ländern gab es Menschen, die mit den Nationalsozialist*innen zusammengearbeitet hatten. Einige von ihnen wurden nach dem Krieg juristisch zur Verantwortung gezogen, viele konnten ihr Leben aber unbehelligt weiterführen. Ein Teil der ehemals Verfolgten kehrte in demokratische Länder zurück. Ein anderer Teil musste nun in Diktaturen leben und erneut Verfolgung erleben. Manchen Überlebenden wurde in ihren Heimatländern die Verfolgungserfahrung abgesprochen. Andere galten in ihren Heimatländern als „Verräter*innen“.
Kristof erzählt, ...
wie in den 80er Jahren in Belgien langsam ein Interesse für die Geschichten der Widerstandskämpfer*innen aufkam.
Aleksandar erzählt ...
vom schwierigen Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens.
Montse erzählt, ...
wie für ihren Großvater einer der ersten Stolpersteine in Spanien verlegt wurde.
Santiago erzählt, ...
was er durch die Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte gelernt hat, warum Familienangehörige unterschiedlich auf seine Recherchen reagierten und wie die spanische Gesellschaft mit der Erinnerung an den Spanischen Bürgerkrieg umgeht.
Marc erzählt, ...
wie die Deportation der Männer aus Murat das Dorf über Jahrzehnte geprägt hat und warum es ihm als Vorsitzenden eines Vereins, der an die deportierten Männer aus Murat erinnert, wichtig ist, auch über das Schicksal der Frauen zu sprechen.
Marc erzählt, ...
wie in Murat lange nur innerhalb der eigenen Familien über die Deportationen von Verwandten gesprochen wurde.
Antisemitismus und Rassismus im Nachkriegsdeutschland
Das Ende des Nationalsozialismus bedeutete kein Ende rassistischer und antisemitischer Vorurteile, Einstellungen und Diskriminierung im geteilten Deutschland. Denn auch wenn sich die DDR als antifaschistischer Staat verstand, waren dort rassistische und antisemitische Einstellungen nach wie vor verbreitet. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Deutschland eine Reihe von rassistischen und antisemitischen Vorfällen, Gewalttaten und Attentaten. Rassistische und antisemitische Denkmuster sind bis heute in allen Schichten der deutschen Gesellschaft verbreitet.