Marc Hivernat

Sein Großvater starb im KZ Bremen-Farge.

Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften entschied sich Marc für einen Beruf im Kunst- und Kulturbereich.
Als jungen Mann zog es Marc vom ländlichen Murat in die pulsierende Metropole Paris, wo er bis heute lebt.
In den Nachkriegsjahren sah man viele schwarzgekleidete Frauen in Murat. Sie waren die Witwen der im KZ Neuengamme ermordeten Männer.
Zum Zeitpunkt der Razzia in Murat war Marcs Vater 16 Jahre alt. Er versteckte sich im Käsekeller des Familienbetriebes und wurde nicht entdeckt.

Marc Hivernat, geb. 1963, lebt in Paris und ist Geschäftsführer eines Büros für Architektur und Szenografie. Als Vorsitzender des Vereins Mémoire(s) & Déportation du Cantal setzt er sich dafür ein, die Geschichten von Deportierten aus seiner Heimatregion zu bewahren. Dabei ist es ihm eine Herzensangelegenheit, zeitgemäße Formen des Erinnerns zu finden.

Sein Großvater Marius Hivernat, geb. 1896, arbeitete als Käseveredler in dem kleinen französischen Ort Murat. Im Juni 1944 verübten französische Widerstandskämpfer dort einen Anschlag auf den Kommandeur der Sicherheitspolizei und dessen Begleiter. Als „Vergeltung“ wurden zwölf Tage später 107 Männer aus Murat in das KZ Neuengamme deportiert. Unter ihnen war auch Marcs Großvater. Er starb 1944 im Außenlager Bremen-Farge. Marcs Vater Jean entging knapp der Festnahme.

Historischer Hintergrund

Frankreich unter deutscher Besatzung

Im Mai 1940 marschierte die Wehrmacht in Frankreich ein. Im Juni wurde daraufhin ein Waffenstillstand geschlossen und das Land geteilt: Der Norden kam unter deutsche Militärverwaltung, wohingegen der Süden zunächst souveränes französisches Staatsgebiet mit Vichy als Hauptstadt blieb. Französische Stellen kollaborierten im ganzen Land mit der Besatzungsmacht, auch bei Verhaftungen und der Deportation von über 75.000 Jüdinnen*Juden. Ab 1942 formierte sich zunehmend Widerstand, den die Besatzungstruppen brutal bekämpften. In Reaktion auf angebliche oder tatsächliche Anschläge und Widerstandsaktionen führten Wehrmacht und SS in vielen Orten Frankreichs „Vergeltungsaktionen“ gegen die Zivilbevölkerung durch. Viele Frauen und Männer wurden verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt oder vor Ort erschossen.

Erinnerungskultur in Frankreich

Der Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht war lange Zeit das zentrale Thema der französischen Erinnerungskultur. Die Kollaboration, die Zusammenarbeit zwischen Französ*innen und der deutschen Besatzungsmacht, wurde hingegen bis in die 1980er Jahre einer Minderheit zugeschrieben. Wissenschaftliche Publikationen und Filme änderten dies allmählich und führten zu einer breiteren gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Mehrere Gedenktage erinnern heute an die Zeit der Besatzung und an den Krieg sowie an die Befreiung von Paris, an das Kriegsende oder an Menschen, die in Konzentrationslager deportiert wurden. Mittlerweile gibt es in Frankreich zahlreiche Gedenkstätten, die an den Widerstand, den Holocaust, die Opfer der deutschen Repression und an weitere Verbrechen der deutschen Besatzer und des Vichy-Regimes erinnern.

 

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