Kristof van Mierop

Enkelsohn eines belgischen Widerstandskämpfers

Kristof wuchs in Blankenberge, einem kleinen belgischen Badeort, auf. Der dortige Pier ist sehr bekannt.
Kristofs Großvater trug die Häftlingsnummer 44444. Nach der Befreiung trat er dem Belgischen Vriendenkring Neuengamme bei, in dem heute Kristof aktiv ist. Das Vereinswappen mit der Häftlingsnummer seines Großvaters hat für ihn eine große emotionale Bedeutung.
In den 1980er Jahren lief im belgischen Radio ein Interview mit Kristofs Großvater. Die Familie nahm die Radiosendung auf Kassette auf.
Kristof ist seit seinem siebten Lebensjahr bei den Meerespfadfindern aktiv. Dort lernte er auch seine Frau kennen.

Kristof van Mierop, geb. 1976, lebt im belgischen Westflandern und leitet eine Kultur- und Tourismusabteilung. In seiner Freizeit engagiert sich Kristof im Vorstand des Belgischen Vriendenkring Neuengamme und als Generalsekretär der Amicale Internationale KZ Neuengamme. Der Austausch mit Nachkomm*innen ist ihm sehr wichtig. Es bereitet ihm Freude, anderen Menschen bei der Recherche ihrer Familiengeschichte zu helfen oder das Schicksal einzelner Häftlinge bekannter zu machen.

Sein Großvater Roger Vyvey, geb. 1920, war Teil des belgischen Widerstandes und sammelte Informationen für die britische Armee. Kurz vor der Befreiung Belgiens wurde er verhaftet und in das KZ Neuengamme deportiert. Von dort kam er wenig später in das KZ-Außenlager Bremen-Blumenthal. Roger Vivey überlebte. Nach dem Krieg schwieg er lange Zeit über seine Erlebnisse.



Historischer Hintergrund

Belgien unter deutscher Besatzung

Im Mai 1940 besetzte die Wehrmacht Belgien und errichtete eine Militärverwaltung. Im Herbst 1940 erließ die Besatzungsmacht daraufhin erste antijüdische Maßnahmen. Ab Juli 1942 wurden schließlich über 25.000 Jüdinnen*Juden aus Belgien in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten. Etwa 20.000 Jüdinnen*Juden gelang es jedoch, vor der Deportation unterzutauchen oder zu fliehen. Ab Oktober 1942 wurden außerdem zehntausende nichtjüdische Belgier*innen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Einige Belgier*innen kollaborierten mit dem Besatzungsregime, die Mehrheit lehnte es hingegen ab. In der Bevölkerung entwickelte sich immer mehr Widerstand, den die Besatzungsmacht mit Verhaftungen und Deportationen in Konzentrationslager bekämpfte.

Erinnerungskultur in Belgien

Aufgrund der beiden nach Selbstständigkeit strebenden Sprachgebiete war die Erinnerung an die Zeit der deutschen Besatzung in Belgien lange gespalten: Im französischsprachigen Teil Belgiens wurde der Widerstand in der Résistance hervorgehoben. Auf der flämischen Seite zeigte man mehr Verständnis für diejenigen, die mit der Besatzungsmacht zusammengearbeitet hatten. Das Fort Breendonk, eine Festung, in der u.a. Widerstandskämpfer*innen inhaftiert waren, wurde 1947 zur Gedenkstätte erklärt. Erst in den 1990er Jahren nahm die öffentliche Beschäftigung mit der Verfolgung der Jüdinnen*Juden in Belgien zu. Im Jahr 2012 wurde die Gedenkstätte Dossinkaserne in Mechelen eröffnet. Diese hatte von 1942 bis 1944 als Durchgangslager für die Deportationen vor allem nach Auschwitz-Birkenau gedient.

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