Jörg Watzinger

Sohn eines politischen Häftlings des KZ Dachau

Jörg spielte als junger Mann Saxophon. Kurzzeitig überlegte er, die Musik zu seinem Beruf zu machen.
Jörg liebt Oldtimer. Mit seinem Alpha Romeo unternimmt er gerne Ausflüge, aber auch das „Rumschrauben“ macht ihm Spaß.
Jörg macht gerne Ausdauersport. Beim Fahrradfahren und Joggen genießt er besonders die Nähe zur Natur.
Jörg ist nach seinem Onkel mütterlicherseits benannt, der als überzeugter Nationalsozialist in der Wehrmacht kämpfte. Seit der Schlacht von Stalingrad gilt Jörgs Onkel als vermisst. Die Trauer der Familie um den Onkel überschattete Jörgs Geburt.

Jörg Watzinger, geb. 1955, ist Rentner und lebt in Baden-Württemberg. Er engagiert sich in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit und setzt sich deutschlandweit für die Vernetzung von Nachkomm*innen von NS-Verfolgten ein.

Jörgs Vater Dr. Karl Otto Watzinger, geb.1913, wurde wegen seiner Unterstützung für die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) vom nationalsozialistischen Regime verfolgt. Nach drei Jahren Haft im KZ Dachau wurde er 1944 zum Kriegseinsatz gezwungen. Mit der SS-Sondereinheit Dirlewanger kam er nach Ungarn, wo er sich direkt von der russischen Armee gefangen nehmen ließ. Im September 1945 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. In der Nachkriegszeit schloss er sein juristisches Referendariat ab. Von 1962 bis zum Rentenantritt 1978 war er als SPD-Mitglied stellvertretender Bürgermeister in Mannheim.

Historischer Hintergrund

Linker Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Die meisten Widerstandsaktivitäten gegen das NS-Regime kamen aus dem Umfeld der organisierten Arbeiterbewegung. Kommunist*innen, Sozialist*innen, Sozialdemokrat*innen, Anarchist*innen und Gewerkschafter*innen waren die ersten, die 1933 verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt wurden. Viele von ihnen setzten dennoch ihre antifaschistische Arbeit im Untergrund fort, hielten Kontakt zueinander, unterstützten Verfolgte oder verteilten Flugblätter und Zeitungen. Militanter Widerstand wurde unter anderem in Form von Anschlägen oder durch die Weitergabe von militärischen Informationen an die Alliierten geleistet. Parteiübergreifende Widerstandszirkel entwickelten sich auch unter Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und unangepassten Jugendlichen.

Situation ehemals politisch Verfolgter in der BRD

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs schlossen sich viele ehemals politisch Verfolgte in Verbänden zusammen. Die öffentliche Anerkennung politischer Verfolgung beschränkte sich in der 1949 gegründeten BRD zunächst auf den bürgerlichen und militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Kommunistische Widerstandskämpfer*innen galten in der BRD dagegen, vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, als „Feinde der Demokratie“. Sie erhielten jahrzehntelang keine Entschädigungszahlungen. Mitglieder der 1947 gegründeten „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“ wurden zeitweise nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt. Die Vereinigung selbst war in den 1950er Jahren in einigen Bundesländern verboten.

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