Franciska Henning

Urenkeltochter eines verfolgten Sozialdemokraten

Franciska liebt Tiere. Hunde hatte sie schon als Kind besonders gern.
Franciska engagiert sich im Young Committee zusammen mit anderen Nachkomm*innen von NS-Verfolgten für die Zukunft der Erinnerung.
„Spatz“ war der Spitzname von Franciskas Urgroßvater mütterlicherseits. Er wurde vom nationalsozialistischen Regime verhaftet, weil er illegal Flugblätter verteilt hatte.
Franciskas Urgroßvater väterlicherseits war im Nationalsozialismus ein erfolgreicher Maler.

Franciska Henning, geb. 1993, lebt in Hamburg. Die Kulturwissenschaftlerin ist Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Neben ihrer Arbeit engagiert sie sich ehrenamtlich im Young Committee der Amicale Internationale KZ Neuengamme. In ihrer Freizeit fotografiert sie gerne Tiere.

Franciskas Urgroßvater mütterlicherseits, Georg Kieras, geb. 1904, arbeitete in der Verwaltung eines Krankenhauses. Wegen seiner Mitgliedschaft in der SPD und im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold wurde er 1933 entlassen. Im Jahr 1935 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Er war unter anderem im Emslandlager Aschendorfermoor inhaftiert und wurde 1942 gezwungen, im Bewährungsbataillon 999 der Wehrmacht als Sanitäter zu arbeiten. Nach dem Krieg wanderte er nach Brasilien aus.

Historischer Hintergrund

Linker Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Die meisten Widerstandsaktivitäten gegen das NS-Regime kamen aus dem Umfeld der organisierten Arbeiterbewegung. Kommunist*innen, Sozialist*innen, Sozialdemokrat*innen, Anarchist*innen und Gewerkschafter*innen waren die ersten, die 1933 verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt wurden. Viele von ihnen setzten dennoch ihre antifaschistische Arbeit im Untergrund fort, hielten Kontakt zueinander, unterstützten Verfolgte oder verteilten Flugblätter und Zeitungen. Militanter Widerstand wurde unter anderem in Form von Anschlägen oder durch die Weitergabe von militärischen Informationen an die Alliierten geleistet. Parteiübergreifende Widerstandszirkel entwickelten sich auch unter Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und unangepassten Jugendlichen.

Situation ehemals politisch Verfolgter in der BRD

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs schlossen sich viele ehemals politisch Verfolgte in Verbänden zusammen. Die öffentliche Anerkennung politischer Verfolgung beschränkte sich in der 1949 gegründeten BRD zunächst auf den bürgerlichen und militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Kommunistische Widerstandskämpfer*innen galten in der BRD dagegen, vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, als „Feinde der Demokratie“. Sie erhielten jahrzehntelang keine Entschädigungszahlungen. Mitglieder der 1947 gegründeten „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“ wurden zeitweise nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt. Die Vereinigung selbst war in den 1950er Jahren in einigen Bundesländern verboten.

Kunst im Nationalsozialismus

Ab 1933 wurde der Kulturbereich einem zentralisierten Kontrollapparat unterworfen. Jüdische Künstler*innen und jene, deren Werke als „undeutsch“ galten, erhielten Arbeitsverbote. Karriere machten dagegen Künstler*innen, die sich an das nationalsozialistische Kunstverständnis anpassten. Moderne Kunst galt im Nationalsozialismus als „entartet“ und wurde 1936 verboten. In Ausstellungen wurden stattdessen Statuen von muskulösen Männerkörpern ausgestellt und Gemälde von Landschaften, Stillleben, kleinbürgerlichen Idyllen und kriegerischen Szenen gezeigt, die dem NS-Ideal entsprachen. In Deutschland und den besetzten Ländern beschlagnahmte und raubte das NS-Regime tausende Kunstobjekte. Viele Werke wurden verkauft, und vermeintlich „wertlose“ Kunst wurde zerstört.

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