Eva Ruth Brigitte Nickel, geb. 1948, lebt in Berlin. Sie war als Sozialarbeiterin in einer jüdischen Gemeinde tätig und unterstützt heute weiterhin ehrenamtlich Überlebende der NS-Verfolgung bei der Bewältigung ihres Alltags. Sie trägt die Vornamen ihrer beiden Halbschwestern Ruth und Brigitte, die wie deren Vater und andere Familienmitglieder von den Nationalsozialist*innen als Jüdinnen*Juden deportiert und im KZ Auschwitz ermordet wurden. Ihre Mutter Alice Löwenthal, geb. 1909, überlebte im Versteck. Nach dem Krieg heiratete sie Willy Nickel, den Sohn einer ihrer Retterinnen. Nach der Geburt von Tochter Eva baute sich die kleine Familie eine neue Existenz in Ostberlin auf. Der Vater arbeitete als Inneneinrichter und die Mutter als Modistin.
Eva Nickel
Ihre Schwestern wurden im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.
Historischer Hintergrund
Rettung durch nichtjüdische Deutsche
Der Großteil der Deutschen beteiligte sich im Nationalsozialismus aktiv an der Ausgrenzung und Ermordung von Jüdinnen*Juden, profitierte von deren Enteignung oder schaute stillschweigend zu. Nur wenige Deutsche halfen Jüdinnen*Juden. Eine kleine Minderheit riskierte ihr Leben, indem sie Jüdinnen*Juden in Häusern und Wohnungen versteckte, ihnen gefälschte Papiere besorgte oder Fluchthilfe leistete. Unter den Retter*innen waren Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und verschiedener Glaubensrichtungen aus allen Schichten der Gesellschaft. Sie handelten aus vielfältigen Motiven. Seit 1953 ehrt die israelische Gedenkstätte Yad Yashem nichtjüdische Retter*innen als „Gerechte unter den Völkern“.
Jüdinnen*Juden in der DDR
Wenige Jüdinnen*Juden kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. Nur einige Hundert Jüdinnen*Juden zogen in die sowjetisch besetzte Zone und spätere DDR. Unter ihnen waren vor allem sozialistisch oder kommunistisch eingestellte Jüdinnen*Juden. Trotz ihres Idealismus galten sie in der DDR als Verfolgte zweiter Klasse. Die DDR vertrat nach außen das Bild eines antifaschistischen Staates und doch gab es auch dort Antisemitismus. In den 1950er Jahren kam es in der DDR zu einer antisemitischen Propagandawelle. Die ohnehin kleine jüdische Gemeinde war nun noch mehr Repressionen ausgesetzt. Viele Jüdinnen*Juden flohen daraufhin in den Westen. Gegenüber dem Staat Israel nahm die DDR bereits früh eine ablehnende Haltung ein, die sich mit dem Sechstagekrieg in Israel 1967 verschärfte.