Santiago Gimeno

Urgroßneffe eines Gegners der spanischen Nationalist*innen

Santi arbeitete fünf Jahre für einen Verein in der Westsahara und setzte sich für die Selbstbestimmung der Sahrauis ein, die dort ein eigenes Staatsgebiet beanspruchen.
Santi ist in einem Nachbarschaftsverband aktiv, der Projekte für sozial schlechter gestellte Menschen realisiert.
Nach seiner Deportation in das KZ Bremen-Farge musste Santis Urgroßonkel Cayo seine Armbanduhr abgeben. 2019 erhielt Santis Familie die Uhr von den Arolsen Archives zurück.
In seiner Kindheit war Santi meistens draußen beim Fußballspielen anzutreffen.

Santiago (Santi) Gimeno, geb. 1987, lebt in Madrid und arbeitet in einer Organisation für wohnungslose Menschen. Dort ist er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Santi engagiert sich nicht nur beruflich, sondern auch privat für ein solidarisches Zusammenleben.

Santiagos Urgroßvater Miguel und dessen Bruder Marcial wurden 1936 von spanischen Faschisten ermordet. Ihr jüngerer Bruder, der 1898 geborene Cayo Peleguay Villoque, war aktives Mitglied der sozialistischen Gewerkschaft und kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg in den republikanischen Truppen. Aus Angst vor Verfolgung floh er später nach Frankreich. Im Jahr 1944 wurde er in der französischen Stadt Flesselles verhaftet und über das Durchgangslager Compiègne-Royallieu in das KZ Bremen-Farge deportiert. Dort starb er vor der Befreiung an den Folgen der Zwangsarbeit.

Historischer Hintergrund

Spanischer Bürgerkrieg

Im Juli 1936 führten konservative, monarchistische und faschistische Militärs einen Putsch gegen die demokratische Regierung Spaniens durch. Die Regierung bestand aus einem Bündnis linker Organisationen und Parteien, die mit einem Teil des spanischen Heeres Widerstand gegen die Putschisten leisteten. In einigen Regionen setzten Arbeiter*innen und Gewerkschaften eine soziale Revolution in Gang, indem sie Land und Betriebe kollektivierten und selbst verwalteten. Militärische Unterstützung erhielten die Republikaner*innen von der Sowjetunion und von Mexiko sowie von zehntausenden antifaschistischen Freiwilligen. Die Putschisten unter General Francisco Franco wurden hingegen militärisch von dem faschistischen Italien und dem Deutschen Reich unterstützt. Der Bürgerkrieg endete im April 1939 mit dem Sieg Francos.

Franco-Diktatur

Mit der Machtübernahme des Diktators Francisco Franco im Jahr 1939 waren Republikaner*innen und ihre Unterstützer*innen in Spanien massiven Repressionen ausgesetzt. Franco ließ 1,5 Millionen Menschen in Konzentrationslager verschleppen und Hunderttausende ermorden. Aus Angst vor Repressionen verhielten sich viele Familien über Generationen hinweg unpolitisch. Die ersten Jahre der Diktatur waren von Hunger, Arbeitslosigkeit und internationaler Isolation geprägt. Erst Ende der 1950er Jahre setzte unter anderem aufgrund des zunehmenden Tourismus ein Wirtschaftsaufschwung ein. Eine politische Öffnung des Landes blieb allerdings aus. Trotz Widerstand und Protesten blieb Franco bis zu seinem Tod im Jahr 1975 an der Macht.

Spanier*innen in deutschen Konzentrationslagern

Hunderttausende Spanier*innen flohen während des Spanischen Bürgerkrieges vor den Truppen Francos in das benachbarte Frankreich. Dort kamen viele von ihnen in Internierungslager. Ab April 1939 verpflichtete die französische Regierung männliche Asylsuchende zum Arbeitsdienst in Fremdarbeiterkompanien. Diese Kompanien unterstanden dem Militär. Tausende Spanier traten darüber hinaus der französischen Armee bei. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich gelangten etwa 10.000 Spanier aus den Fremdarbeiterkompanien und der französischen Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft. Viele von ihnen wurden später in Konzentrationslager verschleppt. In den Folgejahren wurden auch Spanier*innen, die sich dem französischen Widerstand angeschlossen oder Arbeitsdienste für die deutsche Besatzungsmacht verweigert hatten, in Konzentrationslager deportiert.

Erinnerungskultur in Spanien

Nach Francos Tod im Jahr 1975 fehlte der politische Wille für eine Aufarbeitung von Bürgerkrieg und Diktatur. Im Gegenteil erließ das Parlament im Jahr 1977 ein Amnestiegesetz, das die Verfolgung franquistischer Verbrechen bis heute verhindert. Während über die Opfer des Franquismus geschwiegen wurde, blieben Namen und Symbole der Diktatur öffentlich sichtbar. Im Jahr 2000 gründete sich der Verein ARMH, der die Exhumierung von Massengräbern auf Eigeninitiative hin durchführt. Eine Neufassung des „Gesetzes zum historischen Andenken“ von 2007 verabschiedete das Parlament im Jahr 2021. Das neue Gesetz sieht unter anderem eine würdige Beisetzung der Opfer sowie zwei Gedenktage vor: den 31. Oktober zum Gedenken an die Opfer des Franquismus und den 8. Mai in Erinnerung an die ins Exil geflüchteten Spanier*innen.

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