Aleksandar Bančić

Enkelsohn eines istrischen Partisanen

Die sterblichen Überreste von Aleksandars Großvater wurden 1957 von Hamburg-Ohlsdorf in die italienische Kriegsgräberstätte Hamburg-Öjendorf umgebettet.
Aleksandar besitzt nur zwei Fotos von seinem Großvater. Eines zeigt ihn während seines Dienstes bei der italienischen Armee.
Aleksandar arbeitet als Theaterpädagoge mit Jugendlichen zu ihren Alltagserfahrungen, z.B. Mobbing oder Problemen mit ihren Eltern.
Aleksandars Großvater hisste im Zweiten Weltkrieg in seinem Heimatdorf Svetvinčenat die Flagge des kommunistischen Widerstands.

Aleksandar Bančić, geb. 1974, lebt auf der kroatischen Halbinsel Istrien. Er arbeitet am Istrischen Nationaltheater als Theaterpädagoge. Dort führt er gelegentlich auch Regie und betätigt sich als Schauspieler. Aleksandar engagiert sich zudem im „Theater der Unterdrückten“, um Menschen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden.

Sein Großvater Josip Bančić, geb. 1910, arbeitete in einem istrischen Dorf als Schmied. Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich den Partisan*innen an, die Sabotage begingen und andere Widerstandsaktionen durchführten. Nach seiner Verhaftung wurde er über das KZ Dachau in das Neuengammer Außenlager Spaldingstraße verschleppt. Dort starb er im Dezember 1944 unter ungeklärten Umständen.

Historischer Hintergrund

Geschichte Jugoslawiens

Jugoslawien existierte zwischen den Jahren 1918 und 1941 als Königreich. Es umfasste die Gebiete des heutigen Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Serbien, Montenegro sowie den größten Teil des heutigen Slowenien und Kroatien. Im Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien von italienischen und deutschen Truppen besetzt. Nach der Besatzungszeit schlossen sich die Teilstaaten 1945 zunächst zur Föderativen Volksrepublik, später dann zur Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zusammen. Diese wurde von der Kommunistischen Partei mit ihrem Vorsitzenden Josip Broz, genannt Tito, regiert. 1991 erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. In der Folge kam es zu einer Serie von Kriegen, die bis 1999 andauerte. Heute existieren sechs völkerrechtlich anerkannte Nachfolgestaaten. Der Status des Kosovo ist umstritten.

Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg

Im Jahr 1941 besetzten deutsche und italienische Truppen Jugoslawien. Das Königreich wurde geteilt. Serbien fiel unter deutsche Verwaltung. Slowenien wurde zwischen Deutschland, Italien und Ungarn aufgeteilt. Bosnien und Herzegowina, Kroatien sowie ein Teil Serbiens wurden zum „Unabhängigen Staat Kroatien“ zusammengefasst, und ein faschistisches Regime unter Ante Pavelić wurde eingesetzt. Die von der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee unter Josip Broz, genannt Tito, dominierten Partisan*innen erhielten ab 1943 immer mehr Zulauf. Sie kämpften gegen die Besatzungstruppen sowie deren faschistische Unterstützer*innen im eigenen Land. Nach dem Krieg schlossen sich die besetzten Teilstaaten zur kommunistischen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien unter der Führung von Tito zusammen.

Erinnerungskultur in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens

Von 1991 bis 2001 wurden auf dem Gebiet des damaligen Jugoslawiens mehrere Kriege zwischen verschiedenen Nachfolgestaaten und ethnischen Gruppen geführt. In Folge dessen brachen auch Konflikte wieder auf, die bereits in der Zeit der deutschen Besatzung von 1941 bis 1945 bestanden hatten. Die wieder zum Leben erweckten Erinnerungen an während des Zweiten Weltkriegs begangene Verbrechen gegenüber einzelnen Bevölkerungsgruppen schürten Ängste und erzeugten Gewalt. Der wiederauflebende Nationalismus führte in mehreren Nachfolgestaaten zu einem Bruch mit den unter Tito verbreiteten Geschichtsbildern. Strömungen, die mit den Nationalsozialist*innen zusammengearbeitet hatten, wurden teilweise rehabilitiert und zugleich wurde der Befreiungskampf der kommunistischen Partisan*innen entwertet.

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